Starke Stimmen für eine starke Botschaft

Kraftvoll. Klangvoll. Glaubensvoll.

Mit einem Tag voller Licht, Begegnung und geistlicher Tiefe setzte der 41. Evangelische Frauentag in Bad Bleiberg ein starkes Zeichen für Gemeinschaft und gelebten Glauben. Frauen aus Kärnten und Osttirol kamen zusammen, um sich inspirieren zu lassen, miteinander zu feiern und neue Impulse für Sprache, Stimme und Präsenz im kirchlichen Alltag zu gewinnen. Brigitte Hany, Geschäftsführerin der Evangelischen Frauenarbeit in der Superintendentur Kärnten-Osttirol, blickt in ihrem Beitrag auf einen bewegenden Tag zurück – getragen von Musik, ökumenischer Verbundenheit und der Kraft starker Frauen.

Strahlende Herbstsonne empfing uns im Hochtal von Bad Bleiberg schon am frühen Morgen. Der Knappensaal war von den Frauen in Bad Bleiberg bereits liebevoll geschmückt und Kaffee und Kuchen standen bereit für den 41. Evangelischen Frauentag. Unsere Veranstaltung wurde vom Duo Schallherz, Katrin und Johannes Wutti, musikalisch eingeleitet. Die Kuratorin Heidi Lutz begrüßte unsere Gäste im Namen der Evangelischen Pfarrgemeinde Bad Bleiberg und Pfarrer Armin Cencic feierte mit uns die Morgenandacht.

Bürgermeister Christian Hecher begrüßte uns als Hausherr und nahm unseren Dank entgegen, dass wir mit unserem Frauentag im Knappensaal zu Gast sein durften. In ökumenischer Verbundenheit hatten wir den katholischen Ortspfarrer Mag. Kurt Gatterer eingeladen und um ein Grußwort gebeten. Er würdigte die gute ökumenische Zusammenarbeit in Bad Bleiberg.

Superintendentialkuratorin Margarethe Prinz-Büchl brachte uns in ihrem Grußwort Grüße von der Superintendentur mit.

Ein fröhliches „oh happy day“ leitete den zweiten Teil des Vormittages ein.

Unsere Referentin, Friederike von Krosigk[1] erzählte von ihrer Arbeit  und vom Beginn der Theatergottesdienste. Zum Thema des Tages, „Die frohe Botschaft rüberbringen in Sprache, Stimme und Präsenz“ erfuhren unsere  Teilnehmerinnen über die richtige Art, Texte vorzutragen. Zu beachten sind Betonung, Vorlesetechnik, Körperhaltung, Stimme, Blickkontakt und Emotion. In Kleingruppen beschäftigten sich die Frauen mit einem von Friederike von Krosigk vorgetragenen Text. Unsere Referentin leitete Übungen zu Atemtechnik an.


[1] Als Solistin auf Konzertkastagnetten begeistert Friederike von Krosigk international mit Klang und Ausdruck. Ihre Auftritte in Wien, Leipzig und London verbinden Virtuosität mit Herz. Doch sie ist mehr als Musikerin: Als Regisseurin und Schauspielerin bringt sie bedeutende Frauengestalten wie Sophie Scholl und Maria Magdalena eindrucksvoll auf die Bühne. Ihre Theatergottesdienste und Inszenierungen laden zum Nachdenken und Berührtwerden ein. Friederike von Krosigk steht für eine Kunst, die Klang, Bewegung und Tiefe vereint – und Menschen inspiriert.

In den Pausen blieb genug Zeit zum Austausch, zum Genuss der vorbereiteten Getränke und Köstlichkeiten und zum Schmökern und Kaufen beim Weltladen und Büchertisch. Zu einem gemütlichen Mittagessen fanden sich unsere Gäste im Knappenhaus ein.

Um 15.00 Uhr fand in der Evangelischen Kirche in Bad Bleiberg der Theatergottesdienst statt, zum Thema „starke Frauen der Reformation“. Pfarrerin Mag.a Monika Pülz leitete den Gottesdienst als Liturgin, Friederike von Krosigk und Diözesankantor Martin Lehmann brachten uns in Gesang und Texten Katharina von Bora und Sofie Scholl näher. Fast plastisch konnte man die Frauen sehen, ihre Gedanken, Zweifel und Hoffnungen spüren. Viele positive Rückmeldungen durften wir nach diesem Tag entgegennehmen und eine große Summe an Kollekten und Spenden für die eigene Arbeit, aber zur Hälfte auch für unseren Fond für die Frauenhäuser.

Katharina von Bora wurde am 29. Januar 1499 in Lippendorf bei Leipzig geboren und trat bereits als Kind in das Zisterzienserinnenkloster Nimbschen ein. Dort erhielt sie eine umfassende Bildung in Lesen, Schreiben, Latein und Hauswirtschaft. Im Jahr 1523 wagte sie gemeinsam mit acht weiteren Nonnen die Flucht aus dem Kloster – ein mutiger Schritt, inspiriert durch die reformatorischen Ideen Martin Luthers. Zwei Jahre später heiratete sie Luther und wurde zur „Lutherin“, wie man sie liebevoll nannte. In Wittenberg führte sie einen großen Haushalt, bewirtschaftete Land, braute Bier und versorgte Gäste, Studenten und Bedürftige. Sie war nicht nur Ehefrau, sondern auch Verwalterin, Gastgeberin, Seelsorgerin und Unternehmerin – eine Frau mit Weitblick und Organisationstalent. Katharina von Bora starb am 20. Dezember 1552 in Torgau. Ihr Leben steht für Glaubensstärke, Selbstbestimmung und Fürsorge – Werte, die auch heute noch evangelische Frauen inspirieren und verbinden. Für den Evangelischen Frauentag in Bad Bleiberg ist sie eine würdige Leitfigur: eine Frau, die losließ, um Neues zu wagen – und dabei vielen Halt gab.

Sophie Scholl wurde am 9. Mai 1921 in Forchtenberg (Württemberg) geboren und wuchs in einem liberalen, christlich geprägten Elternhaus auf. Zunächst begeisterte sie sich für die Ideale des Nationalsozialismus und trat dem Bund Deutscher Mädel bei. Doch je mehr sie die Realität des Regimes erkannte, desto entschlossener wandte sie sich davon ab. Während ihres Studiums der Biologie und Philosophie in München schloss sie sich der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ an, die mit Flugblättern zum Widerstand gegen Hitler aufrief. Gemeinsam mit ihrem Bruder Hans verteilte sie am 18. Februar 1943 Flugblätter in der Universität München – ein Akt des Gewissens, der zur Verhaftung führte. Nur vier Tage später, am 22. Februar 1943, wurde Sophie Scholl vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet. Ihre letzten Worte lauteten: „Die Sonne scheint noch.“ Sophie Scholl steht für Zivilcourage, Glaubensstärke und die Kraft des Gewissens. Ihr Leben ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie christliche Werte auch in dunklen Zeiten Orientierung geben können. Für den Evangelischen Frauentag in Bad Bleiberg ist sie eine inspirierende Gestalt – eine junge Frau, die nicht schwieg, sondern aufstand, weil ihr Glaube und ihr Gewissen es verlangten.

Ich darf mich ganz herzlich bei allen Frauen und Männern bedanken, die mitgeholfen haben, unsere Veranstaltung zu einem guten Tag zu machen, ein herzliches „Vergelt´s Gott“ sage ich! Ihre Brigitte Hany