Ein Beitrag zur Vielfalt des Glaubens – einfach zum Nachdenken
Evangelisch sein in Österreich: Glaube, Gemeinschaft und soziale Verantwortung
Evangelisch zu sein in Österreich heißt, Teil einer lebendigen Glaubensgemeinschaft zu sein, die ihre Wurzeln in der Reformation des 16. Jahrhunderts hat und bis heute für Freiheit, Verantwortung und gelebte Spiritualität steht. Die Evangelische Kirche orientiert sich an den wegweisenden Gedanken Martin Luthers – besonders an der Überzeugung, dass jeder Mensch einen direkten Zugang zu Gott hat.
Im Zentrum steht nicht blinde Zustimmung zu Dogmen, sondern die persönliche Beziehung zu Jesus Christus. Evangelische Christen vertrauen darauf, dass allein der Glaube (Sola Fide) und die Bibel (Sola Scriptura) Wegweiser für ihr Leben sind – ohne Heiligenverehrung, ohne kirchliche Hierarchie.

Die Evangelische Kirche in Österreich ist demokratisch und dezentral organisiert. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen – von gewählten Synoden, nicht von einem Papst. Alle Mitglieder haben die gleichen Rechte, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sozialem Status.
Evangelischer Glaube zeigt sich im Alltag: in sozialem Engagement, in der Fürsorge für andere und im Einsatz für Gerechtigkeit. Die Kirche lebt von der Vielfalt ihrer Menschen und ihrer Bereitschaft, sich einzubringen.
Besonders prägend sind die Evangelische Kirche A.B. (Augsburger Bekenntnis) und die Evangelische Kirche H.B. (Helvetisches Bekenntnis) – beide entstanden aus der Reformation und stehen für eine klare, biblisch fundierte Glaubenshaltung.

Lass dich nicht von der Länge eines Beitrags abschrecken – du musst nicht alles auf einmal lesen. Du kannst jederzeit einsteigen, pausieren und später wieder weitermachen. Vielleicht findest du einen Gedanken, der dich berührt und/oder zum Nachdenken bringt. Vielleicht inspiriert dich ein Satz zum Weiterdenken. Vielleicht ist genau jetzt der richtige Moment, einfach loszulesen – offen, entspannt und neugierig auf das, was kommt. Denn Lesen darf Freude machen. Es darf in kleinen, verkraftbaren Dosen geschehen. Und es darf dich ermutigen, motivieren und begleiten – Schritt für Schritt. Wenn dich die Muse wieder küsst: Der Text wartet auf dich.

Evangelisch und Protestant: Glaube aus der Reformation, Hoffnung für die Zukunft
Das Wort „evangelisch“ kommt vom griechischen euangelion – und das heißt: frohe Botschaft. Gemeint ist die gute Nachricht von Jesus Christus, wie sie in den Evangelien der Bibel erzählt wird.
Schon im Mittelalter bezeichnete „evangelicus“ alles, was sich treu an diese Botschaft hielt. Doch erst mit Martin Luther bekam der Begriff seine heutige Kraft: Während der Reformation im 16. Jahrhundert nutzte Luther „evangelisch“, um eine neue Glaubenshaltung zu beschreiben – eine, die sich ganz auf die Erlösung durch den Glauben stützt, nicht auf kirchliche Autorität oder menschliche Leistung.
Heute steht „evangelisch“ für Kirchen und Glaubensgemeinschaften, die auf den Grundprinzipien der Reformation beruhen: die Bibel als höchste Autorität, der Glaube als Weg zur Erlösung, die Freiheit des Einzelnen im Glauben. Evangelisch zu sein bedeutet, sich von der frohen Botschaft berühren zu lassen – persönlich, frei und mit Verantwortung für die Welt.
Die Geschichte des Begriffs „Protestanten“ beginnt mit einem Akt des Mutes. Es war das Jahr 1529, mitten in den stürmischen Zeiten der Reformation. Auf dem Reichstag zu Speyer wollten mächtige Kräfte die neue Bewegung um Martin Luther wieder einschränken – die Rückkehr zur alten Ordnung schien beschlossene Sache.
Doch einige Fürsten und freie Städte erhoben ihre Stimme. Sie widersprachen öffentlich den Entscheidungen des Reichstags und erklärten: Wir protestieren! Nicht aus Trotz, sondern aus Überzeugung. Sie wollten für das Recht eintreten, den Glauben frei zu leben – auf Grundlage der Bibel und des persönlichen Gewissens.

Aus diesem historischen Protest entstand der Name „Protestanten“ – für all jene, die sich zur Reformation bekannten und für eine Kirche ohne Zwang, ohne Hierarchie, aber mit Herz und Verstand eintraten.
Heute steht der Begriff für eine große Familie christlicher Konfessionen, die aus der Reformation hervorgegangen sind. Sie verbindet der Wunsch nach einem Glauben, der befreit, bewegt und Verantwortung trägt – damals wie heute.
Evangelisch in Österreich: Freiheit im Glauben, Stärke in Gemeinschaft
Evangelisch zu sein in Österreich bedeutet, den Glauben nicht nur zu kennen, sondern ihn persönlich zu leben. Die Evangelische Kirche A.B. lädt dich ein, Teil einer Gemeinschaft zu werden, die auf den Grundgedanken der Reformation beruht – und auf dem Mut Martin Luthers, den Glauben neu zu denken.
Für Luther war klar: Der wahre Glaube beginnt nicht mit dem Nachsprechen kirchlicher Lehren, sondern mit einer inneren Gewissheit. Es reicht nicht zu sagen: „Christus ist für die Welt gestorben.“ Der entscheidende Moment ist, wenn du sagen kannst: „Christus ist für mich gestorben – für meine Sünden.“ Dieses kleine „für mich[1]“ macht aus einer historischen Tatsache eine persönliche Wahrheit. Es verwandelt Wissen in Vertrauen, Distanz in Nähe.
Luther betonte: Der rechte Glaube ist ein Geschenk – er entsteht, wenn das Evangelium das Herz erreicht. Nicht durch Leistung, sondern durch das Wirken des Heiligen Geistes.

Glaube ist keine Pflichtübung, sondern eine lebendige Beziehung zu Christus, die trägt, heilt und verändert.
Die Evangelische Kirche A.B. steht für Gewissensfreiheit. Du darfst glauben, wie es deinem Herzen entspricht – ohne Zwang, ohne Dogmen. Die Bibel ist dabei dein Kompass: klar, ehrlich, herausfordernd und tröstend zugleich.
Hier findest du Menschen, die mit dir glauben, fragen, feiern und helfen. Eine Kirche, die Vielfalt lebt und dich einlädt, dich einzubringen – mit deinen Gaben, deiner Geschichte und deinem Glauben.
Evangelisch zu sein heißt auch: sich engagieren. Für Gerechtigkeit, Bildung, Hilfe und Hoffnung. Die Kirche ist mitten im Leben – und du kannst mitgestalten.
Evangelisch glauben heißt: frei denken, tief fühlen, mutig handeln. Oder wie Luther es sagte:
Das alles für mich – des bin ich gewiss.
Willkommen in einer Kirche, die dich sieht. Die dich stärkt. Und die dich begleitet.
Engagiert und verbunden: Gemeinsam im offenen Glauben
Der Weg in die Evangelische Kirche A.B. kann ein bedeutender Schritt sein – einer, der dein spirituelles Leben bereichert und dich mit einer Gemeinschaft verbindet, die Glauben mit Freiheit, Verantwortung und Herzlichkeit lebt.

Evangelische Christen in Österreich sind eine Minderheit – und gerade darin liegt eine besondere Stärke: Du wirst Teil einer überschaubaren, offenen Gemeinschaft, in der Begegnung zählt und Beziehungen wachsen können.
Ein Beitritt lohnt sich, wenn du Wert auf ein freies, bibelbezogenes Glaubensverständnis legst und dich aktiv einbringen möchtest. Natürlich bringt dieser Schritt auch Verantwortung mit sich – und sollte mit Bedacht gewählt werden.
Der Kirchenbeitrag ist mehr als eine finanzielle Pflicht – er ist ein Zeichen gelebter Nächstenliebe und Solidarität. Mit deinem Beitrag unterstützt du Bildung, Seelsorge, soziale Projekte und Menschen in Not. Solidarität ist ein Herzstück des christlichen Glaubens. Füreinander da sein, gemeinsam tragen, Hoffnung schenken.
Gemeinschaft im Wandel: Herausforderungen und Chancen in Zeiten des Umbruchs
Die Welt verändert sich – und mit ihr auch die Kirche. In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Mitglieder in der Evangelischen Kirche in Österreich zurückgegangen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Ruf zur Erneuerung. Denn wo Menschen sich abwenden, entsteht Raum für neue Wege, neue Stimmen und neue Formen des Glaubens.

Individualisierung, Säkularisierung und gesellschaftlicher Wandel haben viele Menschen von traditionellen Glaubensgemeinschaften entfernt. Besonders junge Erwachsene suchen nach Sinn, aber oft außerhalb der Kirche. Die Pandemie hat diese Distanz verstärkt – viele hatten keinen direkten Kontakt mehr zu kirchlichem Leben.
Doch gerade jetzt ist die Zeit, Kirche neu zu entdecken: Nicht als starre Institution, sondern als Ort der Begegnung, des Zuhörens und des Mitgestaltens.
Junge Menschen stellen Fragen – und das ist gut so. Sie wollen mitreden, mitfühlen, mitwirken. Die Evangelische Kirche lädt dazu ein: mit Offenheit, mit Respekt und mit dem Mut, sich weiterzuentwickeln.
Der Glaube, den Martin Luther einst neu entfachte, lebt von persönlicher Gewissheit, von Freiheit im Denken und von Verantwortung im Handeln. Diese Werte sind heute aktueller denn je.
Jetzt ist deine Zeit! Wenn du nach einem Ort suchst, an dem du glauben darfst, wie du bist – kritisch, neugierig, hoffnungsvoll – dann bist du bei uns richtig. Die Evangelische Kirche in Österreich ist bereit für neue Stimmen. Für deine Stimme. Lass uns gemeinsam Kirche neu denken.
Jugend und die Evangelische Kirche: Mitgestalten und Verändern
Die Evangelische Kirche ist kein starres Gebäude aus Tradition – sie ist eine lebendige Gemeinschaft im Wandel, offen für neue Perspektiven und bereit, sich gemeinsam mit dir weiterzuentwickeln.
Gerade junge Menschen sind eingeladen, Kirche neu zu denken: kritisch, kreativ und engagiert. Ob in Jugendgruppen, Kirchenräten oder sozialen Initiativen – hier kannst du mitgestalten, mitreden und mitfühlen.
Vielfalt ist erwünscht: Unterschiedliche Meinungen, Fragen und Zweifel sind kein Störfaktor, sondern der Anfang echter Begegnung. Die Bibel darf persönlich ausgelegt werden, Spiritualität darf neue Formen finden – in Musik, Gottesdiensten oder Projekten, die unsere Zeit bewegen.
Die Evangelische Kirche steht ein für Menschenrechte, Umweltverantwortung, Gleichberechtigung und LGBTQ-Akzeptanz. Sie setzt sich aktiv gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit ein – und zeigt: Glaube ist nicht Rückzug, sondern Verantwortung für die Welt.

Die Kirche lebt von Veränderung – und du kannst Teil davon sein. Mit deinem Engagement, deiner Sichtweise und deinem Mut.
Du bist gefragt! Wenn du nach einem Ort suchst, an dem du frei glauben, ehrlich fragen und aktiv gestalten kannst – dann bist du bei uns genau richtig. Die Evangelische Kirche bietet dir Raum, deinen Glauben zu leben und die Welt mitzugestalten.
Martin Luthers Vision des evangelischen Glaubens
Als Martin Luther im 16. Jahrhundert aufstand, um die Kirche zu erneuern, ging es ihm um weit mehr als Reformen – es ging ihm um das Herz des Glaubens. Für ihn war klar: Evangelisch zu sein bedeutet, sich ganz auf Jesus Christus zu verlassen – als Erlöser, als Retter, als lebendige Hoffnung.

Luther stellte eine mutige These auf: Nicht Rituale, nicht kirchliche Macht, nicht gute Werke machen den Menschen gerecht vor Gott – allein der Glaube zählt. Ein Glaube, der aus der Tiefe kommt, getragen von Vertrauen und persönlicher Gewissheit.
Die Bibel war für Luther der Maßstab aller Dinge. Keine Tradition, kein Dogma durfte über dem Wort Gottes stehen. Er wollte, dass jeder Mensch selbst lesen, verstehen und glauben kann – ohne Vermittlung, ohne Zwang.
Und dann sprach er von etwas Revolutionärem: der evangelischen Freiheit. Eine Freiheit, die nicht nur von kirchlichen Zwängen befreit, sondern auch von der lähmenden Angst, vor Gott nicht zu genügen. In Christus, so Luther, ist der Mensch frei – zum Glauben, zum Leben, zum Lieben.
Die Kirche, so sah er es, hat eine klare Aufgabe: Das Evangelium verkünden – nicht als Pflicht, sondern als Einladung. Und durch das gelebte Christ sein Zeugnis geben: für Hoffnung, für Gerechtigkeit, für eine Welt, die Heilung braucht. Luthers Botschaft ist bis heute lebendig:
Evangelisch zu sein heißt, mit offenem Herzen zu glauben, mit klarem Blick zu handeln und mit freiem Geist zu leben.
Stark durch Werte: Gemeinsam gegen Egoismus und Isolation
Unsere Gesellschaft wandelt sich. Immer mehr Menschen wählen ihren eigenen spirituellen Weg – oder verzichten ganz auf religiöse Bindung. Ethik und Moral werden zunehmend losgelöst von Glauben diskutiert, Religion verliert an öffentlicher Bedeutung. Schulen, Krankenhäuser, soziale Einrichtungen – Orte, die einst auch vom Geist der Nächstenliebe geprägt waren, orientieren sich heute stärker an weltlichen Prinzipien.
Diese Entwicklung ist Ausdruck von Freiheit – aber sie birgt auch Risiken. Denn wo der Glaube verstummt, droht das Gemeinwohl zu verblassen. Wenn Nächstenliebe und Solidarität durch Egoismus und Gewinnstreben ersetzt werden, wenn das Motto „Hauptsache, mir geht’s gut“ zur Maxime wird, dann verlieren wir etwas Wesentliches: das Herz unserer Gemeinschaft.
Die ethischen Grundlagen, wie sie in den Zehn Geboten und den Gleichnissen Jesu überliefert sind, sind keine Relikte vergangener Zeiten. Sie sind Wegweiser für ein menschliches Miteinander – gegen Neid, Gier und Selbstsucht. Sie erinnern uns daran, dass wahre Stärke im Teilen liegt, nicht im Durchsetzen.
Doch heute erleben wir, wie selbsternannte Moralwächter mit lauten Stimmen alternative Wahrheiten verbreiten – nicht zum Wohle aller, sondern zur Befriedigung eigener Machtinteressen.

Christliche Werte werden dabei oft als störend empfunden, weil sie an etwas erinnern, das größer ist als das eigene Ich: Verantwortung, Demut und Mitgefühl.
Gemeinschaften, die einst durch gemeinsame Überzeugungen getragen wurden, drohen zu zerfallen. Was bleibt, ist ein Gefühl der Isolation – und die Sehnsucht nach Zugehörigkeit.
Es ist an der Zeit, sich wieder auf das zu besinnen, was trägt: christliche Werte, gelebte Ethik, echte Solidarität. Nicht als Rückschritt, sondern als Fortschritt für eine lebenswerte Gesellschaft. Denn nur wo Herz und Haltung zusammenkommen, entsteht ein Miteinander, das Zukunft hat.
Mutig und offen: Evangelisch sein in einer sich wandelnden Gesellschaft
Die Evangelische Kirche in Österreich ist mehr als eine religiöse Heimat – sie ist ein Ort der Entfaltung, des Dialogs und der Hoffnung. Besonders für junge Menschen bietet sie eine starke Grundlage, um ihren Glauben aktiv zu gestalten und den Herausforderungen unserer Zeit mit Mut und Zuversicht zu begegnen.
Aus der reformatorischen Tradition erwächst ein Geist der Offenheit: Martin Luther hat einst den Mut gehabt, Dinge zu hinterfragen – und genau dieser Mut lebt weiter. Die Kirche lädt dazu ein, frei zu glauben, kritisch zu denken und neue Wege zu gehen, ohne die Wurzeln zu verlieren.

Hier findest du Raum für Meinungsvielfalt, für echte Gemeinschaft, für soziales Engagement. Ob du dich für Gerechtigkeit einsetzt, dich in Jugendgruppen engagierst oder neue spirituelle Formen suchst – du bist willkommen, so wie du bist.
Die Evangelische Kirche bleibt nicht stehen. Sie entwickelt sich weiter – mit dir. Sie hört zu, sie lernt, sie verändert sich. Denn Wandel gehört zum Glauben wie das Licht zum Morgen.
Wenn du einen Ort suchst, an dem du fragen darfst, mitgestalten kannst und getragen wirst, dann ist die Evangelische Kirche genau der richtige Platz.
Komm und entdecke, wie lebendig Glaube sein kann.


Die Texte und Gedanken, die du auf unserer Homepage findest, sind keine fertigen Antworten – sondern Einladungen zum Mitdenken. Unsere Beiträge sollen nicht belehrend oder überheblich wirken. Vielmehr versuchen sie, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, persönliche Gespräche, Diskussionen, Recherchen und Eindrücke ehrlich und reflektiert aufzugreifen.
Die Beiträge entstehen aus dem Wunsch heraus, Orientierung zu finden, Fragen zu stellen und Impulse zu setzen – immer im Bewusstsein, dass Glaube und Leben vielfältig sind. Wenn du dich in einem Gedanken wiederfindest oder ihm widersprechen möchtest: Du bist herzlich eingeladen, mitzudenken, mitzureden und mitzugestalten. Denn Kirche lebt vom Dialog – und davon, dass wir gemeinsam unterwegs sind.

[1] Textteile interpretiert aus „Glaubensschätze“, 3. Auflage 2023, Kern des reformatorischen Anliegens, Pfarrer Reinhard Beham