Mit Mitgefühl und Würde | Gibt es eine Trauerkultur?
Von Traditionen geprägt, von Mitgefühl getragen
Sterben wird als natürlicher Teil des Lebens gesehen. Der Umgang mit Tod und Sterben ist im Gailtal geprägt von einer Kombination aus tief verwurzelten Traditionen, religiösen Gepflogenheiten und modernen Ansätzen. Die Gesellschaft zeigt Mitgefühl, zeigt sich oftmals auch helfend gegenüber Trauernden durch Begleitung und Unterstützung. Diese Ausgewogenheit kann helfen und hilft den Menschen, den Tod als natürlichen Teil des Lebens zu akzeptieren und mit Würde und Mitgefühl damit umzugehen.
Die Menschen zeigen immer noch eine bemerkenswerte Solidarität und Unterstützung für Trauernde. Nachbarschaften, Freundeskreise und Gemeinschaften kommen zusammen oder besuchen im kleinen Kreis, um den Hinterbliebenen Beistand zu leisten. Neben den traditionellen und religiösen Ausdrucksformen gibt es auch alternative Möglichkeiten, die den Tod und das Sterben mit einbeziehen. Hospize und Palliativeinrichtungen (z.B. die Einrichtungen der Diakonie) bieten umfassende Betreuung und Unterstützung für Sterbende und ihre Familien. Diese Einrichtungen sind darauf ausgelegt, den Menschen in ihren letzten Tagen so viel Komfort und Würde wie möglich zu bieten.

Der du von dem Himmel bist, Alles Leid und Schmerzen stillest, Den, der doppelt elend ist, Doppelt mit Erquickung füllest, Ach, ich bin des Treibens müde! Was soll all der Schmerz und Lust? Süßer Friede, Komm, ach komm in meine Brust!
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Auch in unseren Pfarrgemeinden Hermagor und Watschig dürfen und können wir eine Hospizbegleitung anbieten. Auch in schweren Momenten sind Menschen nicht allein – liebevolle Begleitung und achtsame Angebote helfen, den Weg durch die Trauer zu gehen und neue Hoffnung zu schöpfen. Neben diesen weltlichen Angeboten prägte und prägt der christliche Glaube viele der Trauerrituale und -bräuche. Gottesdienste, Gebete und kirchliche Beerdigungen sind zentraler Bestandteil des Trauerprozesses.

So nimm denn meine Hände“ ist ein zeitloses Kirchenlied, das mit seiner eindrucksvollen Melodie und den berührenden Worten Trost und Vertrauen vermittelt. Die Bitte, von Gott geführt zu werden, spiegelt eine tiefe Hingabe und den Wunsch nach göttlicher Begleitung wider. Dieses Lied berührt viele Herzen und bleibt eine inspirierende Hymne des Glaubens.
Text: Julie Hausmann | Melodie: Friedrich Silcher | Quelle: Wikipedia
So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.
In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruh’n zu deinen Füßen dein armes Kind: es will die Augen schließen und glauben blind.
Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich!

(Montanara-Chor)

Trost im Glauben | Hoffnung finden in Zeiten der Trauer
Gemeinsam stark: Mit Gottes Hilfe durch den Schmerz

Der Verlust eines geliebten Menschen löst Trauer und Schmerz aus. Im Besondern, wenn dieser unvermittelt, plötzlich und ohne, dass man Gelegenheit hat, sich darauf vorzubereiten, eintritt. Im christlichen Glauben finden Trauernde viele Möglichkeiten, ihren Verlust zu bewältigen und Trost zu finden. Die Überzeugung, dass der Tod nicht das Ende, sondern ein Übergang in das ewige Leben ist und das Wissen, dass die Verstorbenen bei Gott sind, hilft den Schmerz lindern und finden Trost und Hoffnung durch den Zuspruch ihrer Glaubensgemeinschaft. Beerdigungen, Gedenkgottesdienste und Trauerfeiern schaffen den Rahmen um die Trauer auszudrücken und geben den Hinterbliebenen Halt. In Gebeten, Bibeltexten, -zitaten und Meditation findet man inneren Frieden und Hoffnung und sie erinnern daran, dass Gott in Zeiten der Not nahe ist. Unser Pfarrer und Seelsorger bietet individuelle Unterstützung und auch Begleitung in der Phase der Trauer und darüber hinaus.
Trennung ist unser Los, Wiedersehen ist unsere Hoffnung. So bitter der Tod ist, die Liebe vermag er nicht zu scheiden. Aus dem Leben ist er zwar geschieden, aber nicht aus unserem Leben; denn wie vermöchten wir ihn tot zu wähnen, der so lebendig unserem Herzen innewohnt!
Augustinus (354-430)
November Tradition | Gemeinsames erinnern
In Dankbarkeit und Respekt: Unsere Verstorbenen ehren
Allerheiligen und Allerseelen sind Tage des Gedenken und der Besinnung an dem man auf den Friedhöfen die Gräber besucht und schmückt um damit auch den Respekt und die Dankbarkeit auszudrücken. Die Evangelische Kirche in Österreich gedenkt der Verstorbenen des vergangenen Jahres am Totensonntag, der auch als Ewigkeitssonntag bekannt ist. Dieser Gedenktag wird am letzten Sonntag des Kirchenjahres, also am Sonntag vor dem ersten Advent, gefeiert. Am Totensonntag werden in den Gottesdiensten die Namen der Verstorbenen verlesen um sie noch einmal zu würdigen. Während für viele ältere Generationen die geistliche Bedeutung im Vordergrund steht, nehmen jüngere Menschen oft an den traditionellen Aktivitäten teil, auch wenn sie den damit verbundenen Zweck der Erinnerung an unsere Verstorbenen, die entgegengebrachte Dankbarkeit und den Respekt nicht immer voll verstehen oder schätzen.
Auf die düstern Kiefernhügel legt sich kupfern letzte Sonne, Sanft wie über weichen Sammet schmeicheln Winde drüber hin… Eine kurze Spanne weilt sie goldbraun auf den stillen Wäldern, bis ihr milder, süßer Schimmer plötzlich, wie ein Lächeln, stirbt.
Christian Morgenstern (1871-1914)
Im Kreise von Familie und Freunden: Würdevoller Abschied
Respektvoll und würdevoll: Verabschiedung im christlichen Glauben
Vorwiegend in den ländlichen Gegenden wird die Aussegnung eines Verstorbenen aus dem Heimathaus noch praktiziert. Eine bewegende und bedeutungsvolle Tradition, die leider zunehmend in Vergessenheit gerät. Der Pfarrer kommt dabei in das Wohnhaus des Verstorbenen und spricht in Anwesenheit der Familie, Freunden und Nachbarn einen Abschiedssegen. Eine sehr schöne und emotionale Tradition, die den Angehörigen die Möglichkeit bietet im vertrauten Umfeld des Heimathauses Abschied zu nehmen und den Verstorbenen zu verabschieden.
Die kirchliche Bestattung ist ein feierlicher und tröstender Ritus, der den Freunden, Nachbarn und der Pfarrgemeinde die Möglichkeit bietet würdevoll und respektvoll den Verstorbenen zu verabschieden und der den Hinterbliebenen hilft, Abschied zu nehmen und Hoffnung im Glauben zu finden. Vor der Bestattung findet ein Gespräch zwischen dem Pfarrer und den Angehörigen statt, um die Details der Zeremonie zu besprechen. Dabei werden Wünsche und besondere Anliegen der Familie berücksichtigt.

Bei der Andacht versammelt sich die Trauergemeinde in der Aufbahrungs- bzw. Aussegnungshalle. In einer Ansprache geht der Pfarrer auf das Leben des Verstorbenen ein und erwähnt die bemerkenswertesten privaten, beruflichen und gesellschaftlichen Stationen seines Lebens. Musikalische Beiträge umrahmen die Andacht. Fürbitten für den Verstorbenen, die Angehörigen und die versammelte Trauergemeinde und das gemeinsam gebetete Vaterunser beschließen die Andacht. Der Pfarrer spricht abschließend einen Segen.

Gretl Komposch war eine
Komponistin und Chorleiterin aus Kärnten.

Die Beisetzung beginnt mit dem gemeinsamen Gang von der Aufbahrungs- bzw. Aussegnungshalle zum Grab. Neben dem Pfarrer, der Bibeltexte oder -zitate liest, haben Vereine oder Gemeinschaften, denen der Verstorbene angehörte, die Gelegenheit sich von ihrem Mitglied mit letzten Dankesworten zu verabschieden. Auch dieses Ritual wird oftmals musikalisch umrahmt. Mit den abschließenden Segen des Pfarrers findet die Bestattungszeremonie ihren Abschluss. Angehörige und Trauergäste können Blumen und Erde in das offene Grab werfen, um ihren Abschied zu bekunden.
Immer enger, leise, leise, Ziehen sich die
Lebenskreise, Schwindet hin, was prahlt und prunkt, Schwindet Hoffen, Hassen, Lieben, Und ist nichts in Sicht geblieben als der letzte dunkle Punkt.Theodor Fontane (1819-1898)
Hilfe und Halt | Begleitung und Beratung
Individuelle Wege des Gedenkens einfühlsam und pietätvoll
Die Pfarrgemeindevertreter helfen gerne bei rechtlichen und behördlichen Angelegenheiten. Diese Unterstützungsmöglichkeiten sind darauf ausgerichtet, Trauernden in schwierigen Zeiten Halt und Trost zu geben. Wollen sie diese Möglichkeit in Anspruch nehmen wollen, wenden sie sich gerne an unser Pfarramtsbüro.
Den Angehörigen werden verschiedene Wege angeboten, um den Verstorbenen würdig zu verabschieden und gleichzeitig ihren Glauben zu ehren.

Die traditionelle Erdbestattung ist derzeit noch die am häufigsten praktizierte Form der Beerdigung . Der Verstorbene wird in einem Sarg in den Boden beigesetzt, was symbolisch für die Rückkehr zur Erde steht.
Seit den 1960er Jahren ist auch die Feuerbestattung im Christentum akzeptiert. Nach der Kremierung des Körpers werden die Asche in einer Urne beigesetzt oder in einer besonderen Gedenkstätte aufbewahrt.
In jüngerer Zeit sind auch naturnahe Bestattungen, wie die Baumbestattung oder die Seebestattung, beliebter geworden. Diese Formen der Bestattung sind umweltfreundlich und bieten eine natürliche Rückkehr zur Erde.
Mehr Informationen zu den unterschiedlichen Bestattungsmöglichkeiten erhalten sie bei den engagierten Mitarbeitern der Bestattung Hermagor, die bekannt sind für ihre einfühlsame und pietätvolle Beratung und Unterstützung.
Dass wir erschraken, da du starbst, nein, dass dein starker Tod uns dunkel unterbrach, das Bis dahin abreißend vom Seither: das geht uns an; das einzuordnen wird die Arbeit sein, die wir mit allem tun.
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)
Kurz auf Erden, ewig im Herzen
Ein Stern der für immer leuchtet
Sternenkinder sind Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Kleine Seelen, die zu früh gegangen sind und als Sterne am Himmel leuchten. Sterne die Licht in der Dunkelheit symbolisieren. Nur kurz auf Erden, haben sie doch für die Eltern eine bedeutende und strahlende Existenz. Die Bestattung und das Gedenken an Sternenkinder spiegeln eine tiefe menschliche Fürsorge und Anteilnahme wider.

Diese Rituale und Zeremonien sind nicht nur Akte der Trauerbewältigung, sondern auch Ausdruck der Liebe und Wertschätzung für das kurze Leben der Kinder. Sie ermöglichen es den Eltern, ihre Kinder in liebevoller Erinnerung zu halten und einen Ort des Gedenkens zu schaffen.
Gedenkveranstaltungen und Aktionen ermöglichen es den Eltern und Angehörigen von Sternenkindern ihrer zu gedenken. Diese Zusammenkünfte bieten eine Gemeinschaft, in der sie ihren Schmerz teilen und Unterstützung finden können. Auch auf dem Stadtfriedhof in Hermagor gibt es einen speziellen Bereich, der den Sternenkindern gewidmet ist.
Ort der Ruhe | Naturverbunden und pietätvoll
Vertraute Stätten der Besinnung und des Gedenkens
Der Stadtfriedhof in Hermagor ist ein öffentlicher Friedhof und befindet sich im Eigentum der Stadtgemeinde Hermagor Pressegger – See. Die Verwaltung obliegt der Bestattung Hermagor, Friedhofstraße 8, 9620 Hermagor
Der Friedhof in Watschig befindet sich im Eigentum der Evangelischen Pfarrgemeinde Watschig. Der Friedhof wurde 1783 angelegt und befindet sich abseits des Ortsrandes und ist von einer ruhigen, ländlichen Landschaft umgeben. Der Friedhof ist bestimmt für Begräbnisse verstorbener Mitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Watschig und für verstorbene, nicht evangelische Angehörige von Gemeindemitgliedern. Verstorbene Evangelische, die nicht zur Kirchengemeinde Watschig gehören und Andersgläubige können mit Zustimmung des Presbyteriums eine Grabstätte bekommen. Wenn sie Fragen bzw. Informationen zu Bestattungen in diesem Friedhof haben oder andere Auskünfte zu diesem Friedhof benötigen, wenden sie sich bitte an unser Pfarramtsbüro oder an den Kurator der Evangelischen Pfarrgemeinde Watschig.

Das Grab oder die Gedenkstätte wird oft mit christlichen Symbolen, wie Kreuzen oder Bibelzitaten, geschmückt, um an die Verbindung der Bestatteten zur christlichen Gemeinschaft und zum Glauben zu erinnern.
Die Hoffnung ist wie ein Sonnenstrahl, der in ein trauriges Herz dringt. Öffne es weit und lass sie hinein.
Christian Friedrich Hebbel (1813-1963)
Gemeinsam in der Trauer | Für alle Menschen da
Bestattung in Würde, jenseits der Konfession
Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer sind bestrebt, Menschen in ihrer Trauer beizustehen, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit. Sie bieten ihre Unterstützung und ihre Dienste auch konfessionslosen Menschen und deren Familien an. Offenheit und Toleranz spiegeln das christliche Prinzip der Nächstenliebe wider und betonen, dass jeder Mensch, unabhängig von seinem Glauben oder seiner Konfession, in Würde und Respekt bestattet werden soll. Auf diese Weise möchten sie eine Unterstützung für Familien bieten, die eine würdevolle, respektvolle und christliche Abschiedszeremonie für ihre geliebten Verstorbenen suchen.
Ist es ihr Wunsch und benötigen sie mehr Informationen dazu, wenden sie sich gerne an unser Pfarramtsbüro.

Gott sitzt am Webstuhl meines Lebens und seine Hand die Fäden hält. Er schafft und wirket nicht vergebens, wenn ihm ein Muster wohlgefällt. Mir will es manchmal seltsam dünken, wie er die Fäden so verwirrt, doch niemals seine Arme sinken, wenn er das Weberschifflein führt.
Manch raue Fäden lässt er gleiten durch seine liebe Vaterhand, er weiß aus allen zu bereiten für mich des Himmels Lichtgewand. Auch dunkle Fäden eingebunden flicht er in das Gewebe ein, das sind des Lebens trübe Stunden, dann schweige ich und harre sein.
Und stille ich am Webstuhl stehe, wenn er auch dunkle Fäden spinnt den gold’nen Faden ich nur sehe und freu mich seiner wie ein Kind. Denn ob es helle oder trübe, aus allen glänzet doch hervor der gold’ne Faden seiner Liebe die mich zu seinem Kind erkor.
Und ist der letzte Tag zerronnen, mein Sterbetag, von Gott gewollt, dann ist der Webstuhl abgesponnen und alles glänzt wie lauter Gold; dann sing ich mit den Engelchören nach letzter durchgekämpfter Nacht dem großen Meister dort zu Ehren: Ja du hast alles wohlgemacht.
Der Webstuhl (altes Bergbauernlied)


