Erd‘ und Himmel sollen singen
In der einladenden Atmosphäre der Burg füllten Chormusik, Instrumentalklänge und literarische Texte die alten Mauern mit Leben. Es war mehr als ein Konzert – es war eine Einladung, dem eigenen Herzen zu lauschen, sich berühren zu lassen und gemeinsam auf das zu hören, was uns verbindet. Biblische Lesungen und nachdenkliche Gedanken nahmen die Zuhörenden mit auf eine geistige Reise, die zum Innehalten ebenso ermutigte wie zum Dankbarsein.

Zum Abschluss des Abendlobs auf der Burg Glanegg lud Superintendent Manfred Sauer die Zuhörenden zu einer berührenden Reflexion ein – inspiriert von Novalis’ Gedanken, dass „die Welt wieder romantisiert werden müsse“. Dieser Aufruf war kein nostalgischer Rückblick, sondern eine Einladung, das Wunderbare im Alltäglichen zu entdecken, das Unsichtbare im Sichtbaren zu erspüren und sich für das Poetische im Leben zu öffnen.
Manfred Sauer spannte einen Bogen von der Romantik über ein „poetisches Christentum“ hin zu unserer heutigen Verantwortung, der Welt mit Achtsamkeit, Liebe und Empfindsamkeit zu begegnen. Die Musik, die Worte, das gemeinsame Erleben dieses Abends seien Ausdruck eben jenes poetischen Zugangs zum Glauben und zur Schöpfung – ein Gegenentwurf zur Kurzlebigkeit und Oberflächlichkeit unserer Zeit.
Romantisieren bedeute, das Herz sprechen zu lassen, sich berühren zu lassen, vielleicht sogar ins Schwärmen zu geraten – sei es beim Blick in den Sternenhimmel, beim Schreiben eines Liebesbriefs oder im stillen Staunen über das Leben. Ein schöner, tiefgehender Auftrag, der uns – so Superintendent Sauer – nicht nur als Einzelne, sondern auch als Gesellschaft herausfordert: mitfühlender, feinsinniger und hoffnungsvoller zu sein.
Mit einer Einladung zum Innehalten und zum achtsamen Hören endete das Abendlob – nicht mit einem Schlussakkord, sondern mit einem leisen Nachklang der Verbundenheit. Es war ein Moment, in dem sich Musik, Wort und Mensch im Einklang fanden – ein Abend, der nachhallt und uns ermutigt, dem eigenen Klang der Seele Raum zu geben.
Inmitten der alten Mauern, im sanften Licht des Abends, wurde spürbar, wie wohltuend es ist, wenn Klang und Stille einander begegnen. Das Abendlob auf der Burg Glanegg war für mich wie ein leiser Atemzug für die Seele – ein Moment der Tiefe, der über den Augenblick hinaus Kraft spendet.



Ein herzliches Dankeschön an Frau Pfarrerin i.R. Renate Sauer für das YouTube-Video, das es all jenen ermöglicht, die nicht dabei sein konnten – oder die den stimmungsvollen Abend noch einmal in aller Ruhe nachklingen lassen möchten –, das musikalische Abendlob auf der Burg Glanegg mitzuerleben. Ein wertvoller Beitrag, der Erinnerungen lebendig hält und neue Zugänge schafft!
